Das Einrad
In einer Schule gab es eine Einrad-AG. Das Problem war, es gab kaum noch einsatzfähige Einräder. Pedale waren ab, Pedalkurbeln locker, Reifen bis aufs Gewebe abgenutzt, Räder platt. Zwei Sorten gab es, 16“- und 20“ Räder. Die Schule fand sich bereit, über ihren Förderverein das notwendige Material zu bezahlen und so konnte ich loslegen. Zunächst kamen alle 8 Räder in die Werkstatt. Dann wurden die Räder von der Gabel gelöst. An der Achse sind Kugellager für das Rad, die mit einer Brücke gesichert sind. Dabei rissen zwei Schrauben ab, so daß man sich M6x30 mm Schrauben zurechtlegen sollte, wenn man ähnliches vorhat.
Reifen und Schläuche: Ein Großteil der Schläuche war nicht mehr verwendbar, denn sie waren großflächig geplatzt. Dies passiert dann, wenn man versucht, einen Luftdruck von 3 bar in einen Schlauch zu pressen, wo die darüberliegende Reifendecke bis aufs Gewebe abgenutzt ist. Der Schlauch tritt durch die Reifendecke, macht eine Blase und platzt. Dabei ist das Loch dann so groß und sternförmig, daß der Schlauch sich meist nicht mehr flicken läßt. Also legt man sich am Besten auch neue Schläuche parat, wenn man ähnliches vorhat. Die Reifen und Schläuche wurden nach Eintreffen der Ersatzteile gewechselt. Dies ist im Artikel „Prüfen und Reparieren von Rädern, Schläuchen und Ventilen“ beschrieben.
Pedale:Einige Pedale saßen locker in der Kurbel. Beim Lösen und Anziehen gibt es eine Besonderheit. Die Pedale sind mit R und L bezeichnet. Dies beschreibt die Seite, an der sie in Fahrtrichtung montiert sind und auch das Gewinde, mit dem sie ausgestattet sind. R bedeutet, das Pedal ist in Fahrtrichtung rechts montiert und hat ein Rechtsgewinde. Rechtsrum ist der Drehsinn, in dem das Pedal in die Kurbel eingeschraubt und festgezogen wird. Dafür braucht man einen 15er Gabelschlüssel, der nach Möglichkeit auch recht schmal sein sollte. Bei dem Pedal mit der Kennzeichnung L gilt das Entsprechende. Bei einem Fahrrad hat man hier keine Probleme, denn es ist ja klar, in welche Richtung das Fahrrad vorwärts fährt. Bei einem Einrad ist das nicht so eindeutig, da der Sattel ja auch um 180Grad verdreht montiert werden kann. Der Effekt ist bei falscher Montage, daß sich die Pedale mit der Zeit lockern. Daher macht es Sinn, alle Pedale hier mit Loctite 243 (halbfest) zu montieren. Auch habe ich die Gabel an der Vorderseite, sofern noch nicht vorhanden, mit einem Aufkleber markiert, so daß man rauskriegen kann, wo vorne ist, falls der Sattel mal neu zu befestigen ist.
Pedalkurbeln:Die Kurbel ist die Verbindung von der Achse zum Pedal. Auf der einen Seite haben die Kurbeln ein Vierkantloch zur Befestigung am Tretlager. Nach dem Aufschieben der Kurbel auf die Tretlageraufnahme ist die Kurbel nochmals gesichert. Dabei gibt es zwei Möglichkeiten: einmal besitzt die Tretlageraufnahme eine Gewindebohrung, dann findet man hier eine Schraube (SW 14), zum anderen kann die Tretlageraufnahme auch ein Gewindestück besitzen, dann wird mit einer Mutter (SW14) gesichert. Die Kurbeln sind mit RH (Right Handle) und LH (Left Handle) bezeichnet, da sie an der schmaleren Seite mit dem passenden Gewinde für das entsprechende Pedal ausgerüstet sind. Diese Gewinde sind Feingewinde, die ein lockeres Pedal mit der Zeit übelnehmen, besonders bei Leichtmetallkurbeln ist das Gewinde dann einfach weg. Um eine Pedalkurbel von der Achse zu bekommen, gibt es einen Abzieher, auf den man nicht verzichten sollte. Er kostet auch nur knapp 3€. Die Pedalkurbeln besitzen an der Verschraubung noch ein Feingewinde, in das der Abzieher eingeschraubt wird, wenn man die Befestigungsschraube oder die Mutter um 2 Umdrehungen gelöst hat. Ein Einrad hatte das Problem, daß bei der Kurbel das Feingewinde für die Pedalaufnahme defekt war. Die Schwierigkeit besteht darin, eine passende Ersatzkurbel zu finden. Klar könnte man das Gewinde reparieren. Ein passender Werkzeugsatz ist für etwa 175€ zu bekommen (helicoil). Die Kurbel von Interesse war eine LH und hatte ein Maß von 117mm zwischen den beiden Befestigungen. Das Stöbern bei einem Internetauktionshaus brachte keine Lösung. Aber hier in Dietzenbach haben wir eine Fahrradhilfe, die zur Unterstützung von Flüchtlingen gegründet wurde, vielleicht ist da was zu finden. Und so war es dann auch, an einem Kinderfahrrad fand sich eine Kurbel, die aber 5mm länger war. Daher zog ich auch die andere Kurbel ab. Hmm, an der ist aber noch das Kettenblatt für den Antrieb dran. Schaut man genauer hin, so ist auf der Innenseite der Kurbel ein Bördel des Kettenblattes. Nunja, ein kurzer Einsatz des Winkelschleifers mit Schruppscheibe und das Kettenrad war Geschichte.
Sättel: Der Sattel ist mit einem Rohr verbunden, das je nach gewünschter Höhe mit einem Klemmverschluß mit der Gabel verbunden wird. Die Verbindung ist geschraubt. Es macht Sinn, die Muttern M6 nachzuziehen und verlorene zu ergänzen.
.Einrad
wieder fertig. Für diese Schule waren 8 Stück zu machen.