Dreiradtaxi „Magic Bikez“

Das Rädchen besteht aus einem Chassis, das auf der einen Seite die Gabellenkerkombination aufnimmt, die zwei Brückenbleche hat und über ein Vorderrad mit Pedalen verfügt. Auf der anderen Seite endet das Chassisrohr an einer Plattform mit Sitz für einen Passagier, der sich auch an einem T-Stück mit Griffen abstützen kann. Die Räder bestehen aus Kunststofffelgen, auf die EVA-Reifen (geschäumt und damit wartungsfrei) montiert sind. Die Besonderheit dieser Konstruktion ist, daß sie aus Leichtmetall gefertigt ist. Schön für den Gebrauch und für das Aufräumen, interessant für die Betrachtung des Verschleisses. Das Dreiradtaxi hatte großes Spiel zwischen Lenker und Lenkeraufnahme des Chassisrohres. Wie das Ding einmal gebaut war, ließ sich nicht mehr herausbekommen, da es schon mal in einer Werkstatt zur Reparatur war. Hier wurde als Lenkbolzen ein Stück Gewindestange M8 eingesetzt, auf der auf beiden Seiten die M8er Mutter nach dem Verschrauben angeschweißt wurde. Eigentlich ließ sich anhand der Hülse für den Lenkbolzen später ermitteln, daß der Original-Lenkbolzen 9mm Durchmesser hatte. Daher war es notwendig, den Lenkbolzen durchzusägen, um die Gabellenkerkombination ausbauen zu können. Eine kleine PUK-Säge aus der Werkzeugtasche lieferte hier gute Dienste und das Teil kam in die Werkstatt. Hier stellte es sich heraus, daß die Lenkkonstruktion wohl mit der Zeit durch Schmutz und Korrosion soweit blockierte, daß der Lenkbolzen die Bohrungen der Leichtmetallbrücken ausgerieben hatte. Die Lösung wäre einfach (Bolzenlöcher zuschweißen, neu bohren und das Ganze mit mächtig Fett montieren), nur kann mein Schutzgasschweißgerät kein Leichtmetall.

Also mußte eine andere Lösung her: Da der Lenkbolzen sowieso erneuert werden mußte, könnte doch ein Stück kräftiges Flacheisen die Lagerbohrungen übernehmen und so die Bohrungen in den Brückenblechen entlasten. Zwei Flacheisenstücke des Formats 30x6mm mit einer Länge von 100mm wurden verwendet, die Bohrungen sind 10mm für den Lenkbolzen und 2x8mm für die Befestigung auf der Gabelbrücke. Als Lenkbolzen wurde ein Stück Gewindestange M10 Edelstahl eingesetzt, oben mit einer Hutmutter, unten mit einer selbstsichernden Nylstopmutter verschraubt. Dabei wurden die Verschraubungen zusätzlich mit Loctite 243 (halbfest) gesichert. Der Vorteil der Gewindestange aus Edelstahl gegenüber einer verzinkten Variante liegt darin, daß Edelstahl etwas härter ist und damit länger durchhält. Damit das Ganze wieder paßt, wurde die Hülse für den Lenkbolzen von 9mm auf 10,5mm mit einer Drehmaschine aufgebohrt.


Die Lenkeraufnahme


Verschleiß an der Gabelbrücke


Zeichnung Verstärkungsteil


Blech oben montiert


Blech unten montiert


Wieder fit.

Weitere Einzelheiten über diese Reparatur findet man Beim Dreirad „Magic Bikez“.

Ein halbes Jahr später stand dieses Fahrzeug wieder auf der Liste. Diesmal sollte die Pedalkurbel großes Spiel haben. Bei der Überprüfung stellte es sich heraus, daß sich das Kugellager der Pedalkurbel verabschiedet hatte, naja, zunächst der Kugelkäfig und dann die Kugeln. Ein neues Lager (6202-2RS) kann einfach montiert werden, da das Pedal nach Lösen einer Nylstopmutter (SW13) leicht abzunehmen ist. Das neue Lager wird nach Ausbau des äußeren und des inneren Lagerrings mit einer passenden Nuß und einem Schraubstock so in Position gedrückt, daß es am Seegerring anliegt.


Kugellager defekt


Neues Lager eingebaut


Zur Lieferung



Im Jahre 2016 kam ein neueres Dreiradtaxi zur Reparatur. Wieder erhebliches Lenkspiel zwischen Lenker und Chassis. Nach dem Abnehmen der Gabel-Lenkereinheit stellte ich fest, daß der Hersteller die Lagerung gegenüber dem Lenkbolzen geändert hat. In den Stopfen oben und unten an der Lenkeraufnahme waren nun Kugellager (RS6000, 2Z) eingesetzt. Die Schraube zur Lenkeinschlagsbegrenzung lief in einer Kurve des Deckels, die nun mit Blechanschlägen ausgerüstet ist. Ob Kugellager oder keine, beide Lager waren zerbrochen und ausgelaufen, die Schraube zur Lenkeinschlagsbegrenzung ( M5x10) war abgeschert. Zunächst galt es, die Trümmer der Kugellager aus dem Rädchen zu entfernen. Die Deckel waren etwa auf 16mm ausgeschlagen. In der Werkzeugtasche fand ich noch Kunststoffrohrstücke von den Radsätzen für Bobbycars, daraus läßt sich vielleicht was machen. Die Deckel wurden mit einem Schälbohrer auf 18mm gebracht, ein Kunststoffrohr von 125mm Länge wurde mit Gewebeklebeband zusammengeklebt und eingesetzt. Nun hatte der Lenkbolzen merklich weniger Spiel als vorher. Auch aus dem Grund, da der untere Deckel nach oben kam und der obere nach unten. Sie waren unterschiedlich ausgeschlagen. Das Fehlerbild sah so aus, daß die Lenkeraufnahme dann überlastet wird, wenn der Pilot mit dem Rädchen gegen ein festes Hindernis fährt. Dann bricht das untere Kugellager. Durch das erhöhte Spiel des Lenkers wird das obere Lager überbeansprucht, da Rillenkugellager eine Kippbewegung zwischen Außenring und Innenring überhaupt nicht mögen. Die Schraube für die Lenkeinschlagsbegrenzung wurde ergänzt und das Fahrzeug konnte wieder zu den Rackern.


Mächtiges Lenkspiel


Gebrochene Kugellager


Kunststoffrohr eingesetzt


Die neue Lenkeraufnahme


Lenkspiel wesentlich geringer ;-))

Kurze Zeit später hatte ein anderer Kindergarten dasselbe Problem mit zwei Dreirädern. Die Leiterin hatte den Hersteller bereits kontaktiert und Ersatzteile waren eingetroffen. Es wurden die beiden Deckel der Lenkeraufnahme geschickt. Diese wurden wohl verstärkt, man sieht das an der Blechauskleidung für die Lenkanschlagsschraube. Trotzdem wird es das Problem nicht dauerhaft lösen können. Daher habe ich mal etwas gebaut. Dafür habe ich einen 2m langen Pflanzstab mit 60mm Durchmesser für kleines Geld im Baumarkt gekauft und mit einer Bandsäge in 90mm lange Stücke geschnitten. Diese wurden dann mit 12mm längs durchgebohrt und mit einem M12-Bolzen und einigen Unterlegscheiben auf die Drehmaschine gespannt. Nun wurde der Durchmesser auf 46mm gebracht. In die Bohrung wurde noch ein Stahlrohr (12mm Außendurchmesser, 10mm Innendurchmesser) eingetrieben. Mit diesen Holzstücken ließen sich die Kugellager bei Stößen entlasten und so halten sie hoffentlich länger. Bei Fahrzeugen, bei denen die Kugellager bereits defekt sind, ergibt sich ein wesentlich geringeres Lenkspiel.


Lagerscheiben vorher-nachher


Neue Lagerscheiben montiert


60mm Pflanzstab schneiden


Aufspannen der Stücke




Einsetzen in die Drehbank


Runterdrehen auf 46mm


Die Idee


Einbau der Stütze


Lenker zur Montage

Ja, und nach einem weiteren Jahr fand ich das Dreiradtaxi wieder auf der Reparaturliste und es war Ende-Gelände. Die Gabel war zerbrochen. Ein Gabelrohr war aus der Aufnahme herausgerissen und das andere war kurz davor. Naja, Aluminium eben. Hält es halt nicht aus. Leider kann ich sowas mit meinem Gerät nicht schweißen und der Kindergarten muß ein Ersatzteil bestellen. Dann geht der Kram mit dem Lenkerspiel später wieder los. Aber wir sind dann immerhin zwei Jahre weiter.


Gabel zerbrochen


Rohr aus Traverse gerissen


Nicht zu reparieren


Eine neue Gabel muß her.

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